Sprache - ein altes Walsererbe
Etwas vereinfachend wird oft behauptet, die Kultur der Walser, einer «einfachen bergbäuerlichen Schicksalsgemeinschaft», sei letztlich eine Sprachkultur. Bei diesem Volk war und ist die Sprache auch heute noch mehr als ein blosses Verständigungsmittel: Sie stellt ein über 700 Jahre altes Bindeglied zwischen sämtlichen Walsersiedlungen im zentralen Alpenraum und dem Ursprungsland an der Rhone dar, und sie wird angesichts der zunehmenden Verödung unserer Umwelt zu jenem Medium, in dem noch «Heimat spürbar ist. Paul Zinsli schreibt nicht umsonst: «Was diese in der Zerstreuung lebenden Menschen noch immer über Täler und Grate hinweg zu verbinden vermag, ist neben dem vereinzelt erhalten gebliebenen und nun wieder erweckten Bewusstsein der gemeinsamen Herkunft allein der Besitz einer in ihren Grundzügen gemeinsamen Sprache...»
Leider ist aber gerade diese Sprache mancherorts bedroht oder gar am Verschwinden. Da es Leute gibt, welche diese Problematik erkennen, werden diverse Anstrengungen unternommen, um mit dieser Sprache ein wertvolles Stück alpiner Lebensweise - und damit auch das wesentliche Element der Walser Kultur - in die Zukunft hinüberzuretten. Ein paar Merkmale der Walser Sprache, einer «höchstalemannischen Mundart», sind der unter anderem ungewöhnliche Vokalreichtum, die Verschiebung des «s» zu «sch» (sie = schii, uns = ünsch/insch/iisch, Eis = Iisch, böse = böösch/beesch), die Aufhellung der Laute (z.B. Hüüs/Hiischi = Hus, drii = drei), die Wandlung von «-nk» zum weicheren «-ch» (trinken = triichä), das «ei bei Verben (sie geht= schii geit, schneien = schniiä), die Eigenart der Verkleinerungsformen (Häuschen = Hüüschi, Mädchen = Meitjä, Kühlein = Ghüetschi). Dazu kommt eine grosse Zahl besonderer, meist lokal geprägter Ausdrücke.